Donnerstag, 26. Mai 2011

Rhus toxicodendron Rhus radicans Psorinum Melitagrinum 6 12 30 200

-kritische Studie über die Herkunft homöopathischer Arzneimittel-

Erschienen in den Zeitschriften
NHP Naturheilpraxis 11/1997 und
Folia Homoeopathica 17/4/2004,
Aktuelles zur Homöopathie und Pharmazie,
Herausgegeben von Apotheker Robert Müntz Eisenstadt(A)


Wer weiß es besser?
Anregung zum Nachdenken und zur Diskussion.
Teilen sie ihre Erfahrungen mit.

Rhus tox oder Rhus radicans?
Psorinum oder Melitagrinum?


Sie haben einen Fall analysiert, Rhus tox erkannt und verschrieben, der Patient kommt zurück und berichtet: Keine Besserung.


Wenn sie die Materia medica von Voisin (4) nachschlagen, finden sie auf Seite 1044 folgende Anmerkung:"Es muß zugegeben werden, daß das Mittel trotz guter Indikationsstellung manchmal enttäuscht."

So fand auch Manfred von Ungern- Sternberg (9)merkwürdig, im Kollegenkreis häufig zu hören, daß das Mittel enttäusche und nennt mehrere Gründe: Einerseits der ungenügenden Arzneidiagnose wegen, andererseits aber auch die Präparation selbst. da es kaum noch importierte Tinkturen gäbe und die heimisch angebauten auf Hautausschläge besser wirken würden aber auf rheumatische Erkrankungen unzuverlässig.
Solche unbehaglichen Äußerungen über ein Mittel, fand ich außer über Psorinum sonst nirgends.

Voisin schlägt vor, sich um ein wirksameres Präparat zu bemühen oder Medorrhinum voranzuschicken sofern keine sehr deutliche < durch Feuchtigkeit besteht.
Diesem Vorschlag mochte ich wohl nicht folgen.
Ziehen wir dann näherliegende Quellen heran z.b.den Clarke (1), staunt man nicht schlecht,
dort steht nämlich: “unter dem Wurzelsumach veröffendlichte Hahnemann seine Prüfung von "Rhus radicans oder auch toxicodendron genannt"

Kannte etwa Hahnemann den Unterschied nicht? Es wäre ihm kaum vorzuwerfen, wo doch führende Botaniker sehr unterschiedliche Aussagen darüber machten, wie im Folgenden dargestellt:
Nach Mc Nair sind sogar die drei Arten Rhus tox, Rhus radicans und Rhus diversiloba botanisch betrachtet so wenig verschieden, daß eine eigene Klassifikation nicht berechtigt ist.
Dagegen fand Biberstein einen bedeutenden Unterschied zwischen der pharmakologischen Wirkungsweise von Rhus tox und Rhus rad. wie uns Gerhard Madaus im Bd 3 des Lehrbuches für biolgoische Heilmittel (5) darstellt.

Außerdem soll der Giftsumach sehr stark in Wuchs, Form, Größe, Berandung und Behaarung der Blätter und in der Größe der Früchte variieren mit besonderer Verschiedenheit im Wuchs.
Man kennt die Pflanze als mannshohen Strauch, als windende Liane oder auch mit einem auf dem Boden aufliegenden, auf der Unterseite meist dicht wurzelndem Stamm.
Woran sollen wir uns nach diesen Beschreibungen kenntnisreicher Fachleute eigendlich noch orientieren, wobei der nachfolgend genannte Autor die Ungewißheit durch nachstehende Äußerung krönt:
Millspaugh behauptet in seinem meisterhaften Bericht über die Pflanze, daß er gesehen hat, wie beide Varietäten aus dem selben Wurzelstock hervorgegangen sind.
Fassungslos las ich diese Aussage im Clarke (war dieser Botaniker etwas Schizo?)
Jedenfalls muß ihn doch ein Zweifel bewogen haben wenn er anschließend empfahl, die Tinktur besser aus beiden Exemplaren herstellen zu lassen. (eine praktische Idee)

Im clarke lese ich weiter:
•die amerikanischen Prüfungen wurden mit Rhus radicans durchgeführt.
•es ist nicht sicher ob Hahnemann ausschließlich oder überhaupt Rhus tox benutzte.
•Jahr präsentiert die Rhus radicans-Symptome getrennt.
•Guernsey ist der Ansicht, daß Rhus radicans tiefer wirkt als Rhus tox.
•Farrington nennt einige eindeutige Anzeigen für Rhus radicans
•Boericke gibt an, daß Rhus radicans fast gleich wirke wie Rhus tox (was ist denn fast gleich, fast kein Unterschied....., man könnte meinen, sie wären sich so ähnlich wie ein Similimum...)
•K.H.Illing behauptet, das Rhus radicans botanisch etwas anderes sei, nämlich eine Kletterform, jedoch mit gleicher Symptomatik wie rhus tox. (16)
Im Complete 1.75 Repertorium (7) können sie 132 Rhus radicans-Eintragungen mit 67 Rhus tox-Symptomen vergleichen. Die Hälfte der Radicanspositionen sollen also nur Symptome dieser Spezies sein. Beim näheren Durchsehen der Gemütssymptome scheint mir der Schluß naheliegend, daß diese Eintragungen einfach aus dem alten Kent-schen Repertorium (8) übernommen wurden. Diese Geistessymptome will ich einmal auflisten. von 14 Symptomen sind nur 2 mit Rhus tox-Eintragungen identisch.
hier die Liste der restlichen 12 Symptome
mind; unconsciousness - bewußtlosigkeit; transient*
mind; unconsciousness - bewußtlosigkeit; standing, while*
mind; sadness, mental depression.traurigkeit; afternoon*
mind; mistakes (aphasia) - fehler; speaking-sprechen, beim*
mind; irresolution, indecision - unentschlossenheit; projects, in-planen, im*
mind; irresolution, indecision - unentschlossenheit*
mind; dullness - stumpfheit,geistesträge, denk u. verständnisschwierigkeiten; afternoon*
mind; delusions - wahnideen; strange - sonderbar; familiar places seemed*-gewohnte orte scheinen
mind; delusions - wahnideen; criticized, that she is - kritisiert, sie wird*
mind; confusion - verwirrung; lying; when*
mind; confusion - verwirrung; night; lying down, on*
mind; company-gesellschaft; aversion to; alternating with; bursts of pleasantry and sarcasm*-abwechselnd mit ausbrüchen von scherzen und sarkamus

Eine Studie mit Rhus radicans von Robert Römer (6), ergab folgende Spezifikation die an mindestens 10 Fällen verifiziert wurde:
-Nackenschmerz besser durch Rückwärtsbeugen des Kopfes,Wärme, Nackenrolle im liegen
-< Kälte, Nachts gegen morgen, rechts, links
-westwind, feuchte Witterung, Wetterwechsel
-Besonderes: Taubheitsgfl. Prickeln, Unruhe, steifes Gefühl im Nacken.

Sind diese Symptome nicht auch alles Rhus tox-Symptome? Auch die Besserung durch Rückwärtsbeugen ist mit Rhus rad. in der Schmerzrubrik des Rückens im Repertorium zu finden.

Rhus venenata wirksamer? ?
Hale sagt, es sei giftiger als Rhus tox und seine Heilkraft wäre größer und aktiver. Bei einem Fall von Halsentzündung durch Giftsumach, bei der Rhus tox versagte, wirkte Rhus venenata mit ausgezeichnetem Erfolg. Rhus tox würde durch Rhus venenata "zum Arbeiten gebracht". Rhus venenata würde in potenzierter Form Vergiftungen von Rhus tox heilen.
Weiter berichtet Hale von einer vergleichbaren Wirkung von Rhus venenat - tox und -radicans. Rhus tox und Rhus radicans wirkten nur wenig, Rhus venenata beseitigte die Erkrankung jedesmal schnell. (1,4826)
Darauf verglich ich Rhus venenata mit Rhus tox. unter Gliederschmerz als Stichprobe im Complete-Repertorium.
In der Mehrzahl der Rubriken findet sich Rhus v. und Rhus tox zusammen wobei nur einige wenige Erstreckungen von Beschwerden in kleinen Rubriken mit Rhus v. allein eingetragen sind. Diese jedoch finden sich in ähnlichen und größeren Rubriken auch bei Rhus tox. Doch will ich damit nicht behaupten, daß es keine deutlichen Unterscheidungen zwischen beiden Mitteln gäbe, denn mindestens die Hautsymptome sind insgesammt heftiger.
Auffällig ist jedoch, daß saubere Kasuistiken von Rhus venenata wohl kaum zu finden sind. Sollte jemand eine solche bekannt sein, bitte, mache er sie mir und anderen bekannt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, verwirrt uns das oder verwirrt uns das nicht?
Es zeigt sich, daß man schon im oberflächlichen analysieren empirischer Sachverhalte die abenteuerlichsten Überraschungen erleben kann.
Scheinbar ist es an der Zeit, daß sich einige kluge Köpfe finden, um eines der "beliebtesten Mittel der Homöopathen " , wie sich Madaus ausdrückte, mal richtig zu Leibe rücken.
Bis das alles geklärt ist, können wir ja in der zwischenzeit -je nach Temperament- beherzt mal ein bischen experimentieren.

da gebe uns ein Ausspruch von Jules Gallavardin (3) Mut, indem er uns auffordert:

“Unterwerft alles einer Prüfung und was gut ist, das behaltet“

Mit dieser Einstellung schreibt er, folgen wir dem gescheiten Rat von Paulus, dem verkannten Patron der experiemntellen Methode.
oder anders:"Suche die Möglichkeiten, solange sich nicht das Gegenteil als brauchbarer herausstellt"
Während Ideologen sich auf die Dogmatik und Argumente der Vernunft verlassen, stellen Pragmatiker jeden Lehrsatz der herrschenden Meinung infrage und machen sich die Mühe der Nachprüfung.

Wenn sie wissen wollen wie ich damit umgehe?
Ich mische seither die Potenzen von Rhus tox und Rhus radicans und Rhus venenata zusammen und zwar mit auffallenden Ergebnissen.
Ein Patient gab den Körnchen liebevoll den Namen " Megaperls".
Es handelt sich bei diesen Behandlungen allerdings um eher klinische Fälle von seit Wochen oder Monaten bestehenden Schulter-Arm-Syndromen oder Ischialgien die den Rhus-Modalitäten entsprachen, und sich dann innerhalb 12-24 stunden zu 80% besserten um anschließend völlig in die restutio ad integrum zu gelangen. Diese Fälle sind natürlich nicht unbedingt beweiskräftig, es sind Erfahrungen für Similewirkungen - im besten Sinne unterdrückend (im Sinne Masi s Darstellung), denn die Forderungen an ein Simillimum haben ja einen den Horizont täglicher kleiner Praxisverordnungen weit übersteigende Dimension, wie wir u.a. spätenstens
mit den Ausführungen Masi Elizaldes (11) jedoch seither deutlicher als je zuvor nicht nur ahnen können .

Psorinum oder Melitagrinum?
Während des analysierens eines Herpes zoster capitis-Falles in dem Psorinum von Bedeutung schien, erinnerte ich mich im dunkeln an Aussagen ähnlicher Art wie vordem zu Rhus tox, nämlich der Unsicherheit der Präparationen und der Wirkungen (es mag vor Jahren in Eichelbergers Rundbriefen gestanden haben)
wie im Clarke nachzulesen ist, wurde
•von Hahnemann die seropurulente Substanz eines Krätzebläschens benutzt
•von Gross das Produkt von Psora sicca, einer epidermoiden Effloreszens von Pityriasis
•von Hering (der dem Mittel auch seinen Namen Psorinum gab) nahm das Salz eines Produktes von Psor, einer trockenen Krätzepustel.
Zu bemerken ist, das Hahnemann und seine unmittelbaren Schüler z.b. Hering, jeden Hautausschlag, soweit er nicht auf Syphilis oder Sykosis zurückzuführen war, als Krätze ansah, so wissen wir nicht, ob der zur Prüfung angewendete Stoff tatsächlich aus Scabiesbläschen oder aus einer anderen Hautaffektion stammt (10).
Jedenfalls ist der Ausgangsstoff der Prüfung von Gross in keiner weise Scabies, sondern etwas anderes.
Die heute verwendete Arznei soll aber ausschließlich von echten Krätzemilben gewonnen sein.
Mir fiel auf, daß ich in 20 Jahren homöopathischer Praxis bei der Verordnung von Psorinum nur wenige Fälle mit wenigstens einigermaßen nachvollziehbaren Wirkung erhielt.
Aber auch in jahrelanger Praxis kann man ja für bestimme Beobachtungen blind bleiben.
Was mir in diesem Abschnitt am Herzen liegt ist der Hinweis darauf, daß das Mittel Melitagrinum, ein weithin unbekanntes oder unangewendetes Homöopathikum, welches aber von der Herkuft her dem Psorinum mindestens der von Gross geprüften Substanz gleichwertig sein könnte, denn in beiden Fällen handelt es sich um die Effloreszens von Pityriasis.
Die medizinische Diagnostik von ähnlichen Hauterkrankungen ist auch heute trotz fachärztlicher Beurteilung relativ häufig uneindeutig, wie sich jeder Praktiker immer wieder durch die Mitteilungen seiner Patienten überzeugen kann. Der oben erwähnte Patient, welcher sein Leiden seit etwa 1 jahr trägt, war mit den Diagnosen: "Herpes zoster capitis", dann "Pityriasis" und später mit"nässendes Ekzem ausgezeichnet".
Ich kann ernsthaft nicht glauben, daß die Diagnostik von Hauterkrankungen in früherer Zeit besser gewesen sein sollte.
Daraus schließe ich, daß die Herkunft von Psorinum, aber auch Melitagrinum absolut undefiniert ist und daraus muß sich die Uneindeutigkeit der Prüfungssymptome hinsichtlich ihrer Ausgangssubstanz ergeben.
Scheinbar wird an einer neuen Prüfung nicht vorbeizukommen sein.
Ich befürchte jedoch, daß das Interesse, einige unserer alten Mittel neu zu prüfen gering sein wird, denn dem allgemeinen Trend , daß Neues neu und frischer empfunden wird, auch scheinbar mehr persönliche Antriebs-Energien liefert, werden eher ungewöhnliche Substanzen wie Schmetterlinge, Feuer oder potenzierte Vorstellungsübersteigerungen geprüft.
Aus pragmatischer Sicht können wir ja wieder experimentieren. Geben sie doch mal Melitagrinum wenn Psorinum versagt!
Nachfolgend die aus dem Clarke entnommene Eintragung:

Melitagrinum (clarke. bd 6 seite 3303)
Herkunft: Nosode von Eczema capitis (vermutlich identisch mit Seborrhoea sicca = Pityriasis capitis)
Dr Skinners fluxionale C.Potenzen.
Dr. Skinner gibt eine kurze Schilderung dieser von ihm eingeführten Nosode. Er stellte sie aus der Lymphe und dem Blut eines Falles von Eczema capitis her. Es wurden Fälle veröffendlicht, die Dr. Theobald mit Melitagrinum behandelt hat, das er von Dr. Skinner bekommen hatte.
Es wurden sehr schwere Fälle mit Melit CM (Fincke) geheilt, das in Einzelgaben in beträchtlichen Abständen verabreicht wurde. In einem fall kam es zu einer Erstreaktion.
Als klinische Indikation gibt Clarke Ekzema capitis und Milchschorf an.
•Melitagrinum ist bei Homoeoden in Gent als CM (f) erhältlich. (Nachtrag 2014: auch bei Helios, Remedia u.a.)

Innerhalb einiger Wochen nach dieser Niederschrift konnte es nicht ausbleiben, daß mir durch die Sensibilisierung für das Thema eine Reihe weiterer Mittel hinsichtlich ihrer Herkunft auffällig wurden:
Verschreiben sie Melilothus dann erhalten sie Melilothus offizinalis. Die erste Prüfung von Bowen aber gründet sich auf Meli.off. und Meli alba, die von Allen veröffendlichte Prüfung stammt von Melilothus alba, er benutzte die ganze Pflanze, Bowen nahm möglicherweise nur die Blüten. Die Prüfung von Allen bestätigte die von Bowen vollständig und ergänzte diese um viele Symptome. Clarke empfielt ein Exemplar beider Arten in die Tinktur zu geben (Bd 6 s 3295).

Verschreiben sie Bryonia, dann erhalten sie Bryonia dioica oder cretica.
Beide sollen identische Eigenschaften besitzen, doch wurde nur Bryonia alba geprüft und entsprechend sollte nur sie verabreicht werden wie Clarke betont (bd 2 s 770).
Im besonderen Hinblick auf Bryonia und im allgemeinen dieses Themas verweise ich auf die exzellente Triologie von Peter Barthel: Das Vermächtnis Hahnemanns (12). Der Autor weist sich als durchdrungener Kenner der homöopathischen Pharmakopoe aus. In seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung klärt er über die Originalien in differenzierter Weise die hahnemannschen Forderungen. Bis heute wartet man aber vergeblich auf das Erwachen der homöopathische Welt bezüglich der doch absolut wichtigen Klärung einer Reihe homöopathscher Arzneimittel und ihrer herkunftsmäßigen Wirklichkeit . Wo bleibt die Resonanz? Schon hahnemann hat bedauert, zweifeln zu müssen..... (14)
Nun ist es ja so, daß auf unseren Aus-und Weiterbildungen die oft nicht enden wollenden Diskussionen über die Findung des richtigen Mittels, über Repertorisationen, über Simile und Simillimum eine Menge Energie liefern, wenn dann aber Bryonia dioica verschrieben wird, wo doch der Ursprung unserer Überlegungen auf die Prüfung von Bryonia alba gründete........ und dann wirkt das mittel nicht.....

Auch bei dem sibirischen Rhododendron stammen unsere Symptome nicht von der heute nur noch erhältlichen präparation Rhododendron campylocarpum (18), welche vor Ort angebaut wird und nicht geprüft wurde, denn wir erhielten sie von Rhododendron chrysanthum aureus .

Vemutlich gibt es ein ähnliches Problem zwischen Mercurius solubilis und Mercurius vivus , denn es ist doch auffallend , das Hahnemann, welcher ja Merc. sol. selbst prüfte, die Triturationen des reinen Metalls in der Praxis empfahl, da es einfacher herzustellen und leichter erhältlich sei und sich in gleichem Maße eignen würde (1)(seite 3338ff)
Durch das folgende Zitat aus seinem Apothekerlexikon, welches doch sinngemäß für alle unsere mittel steht, sehe ich Hahnemann hier allerdings mit sich selbst im Widerspruch.
Ich zitiere:
"Wir haben Jahrhunderte über zu tun, um die Natur eines einzigen Krauts zu erforschen, und nicht nötig, uns diese mühsame schwierige Erforschung der Wahrheit durch Substitutionen noch mehr zu verdunkeln. Es ist nur allzu gewiß, daß zwei verschiedene Pflanzen (Stoffe) auch abweichende Arzneikräfte besitzen"

Außerdem besteht nur Übereinstimmung in den allgemeinen Charakteristiken beider Mercuriuszubereitungen . Die Symptome der Solubilisprüfung sind detailliert charakterisiert wogegen die Vivuseintragungen die folgen grober Vergiftung sind.
Überhaupt sind ja unsere AMP untrennbar mit Vergiftungssymptomen und Prüfungssymptomen vermischt worden. Masi Elizalde (11) gebührt das Verdienst, unsere Aufmerksamkeit auf die zwei Homöopathien Hahnemanns zu lenken. Diese Unterscheidung erhellt unser Bewußtsein über die apsorische und die psorische Homöopathie, die den zwei schaffensphasen Hahnemans entsprechen .
Bevor nicht eine Prüfung mit dem metallischen Quecksilber eine maßgebliche Übereinstimmung beider Präparationen in den für uns doch entscheidenden individuellen und eigenheitlichen Zeichen und Symptomen ergibt, sollten wir uns dessen bei der Verordnung wenigstens bewußt sein und unsere Augen offen halten.

In ähnlicher Weise können wir auch über Pulsatilla pratensis,- nigricans,- vulgaris (clarke s. 4536) Apis mel.(12) nachsinnen.

Und noch ein letztes:
Cannabis indica und sativa sind botanisch identisch, die unterschiedlichen Wirkungen beim Haschischgenuß sollen allein auf dem Wachstum in unterschiedlichem Boden und Klima beruhen.(1)(15)
Nun wissen wir ja, das die Rauschdroge aus den weiblichen Pflanzen gewonnen wird. Das Harz wird nur unter starker Einwirkung der Sonne ausgebildet. In kälteren Gegenden fehlt das Harz den Pflanzen völlig (physiologische Varietät) (5 . s. 802)
Die AMP von Cann.i. erfolgte aus der Tinktur der jungen Blätter und Zweige
Die AMP von Cann.s. erfolgte aus der Tinktur der blühenden Spitzen der männlichen und der weiblichen Pflanze.
Die homöopathischen Prüfungen ergeben viele Ähnlichkeiten. deutliche Unterschiede erkennen wir bei dem durch Cann. ind. erzeugten gewaltigen Kaleidoskop von Delusions gegenüber der in dieser Hinsicht sehr mageren Cann. sat.
Anzunehmen ist, daß der Gehalt an delta- 9-thc dabei die bedeutenste Rolle spielt.(15).
Außerdem sind bei Cann. sat. die Urogenitalsymptome charakteristischer und vielzähliger.
Sind die Mittel nun gleich oder nicht, oder liegt das an den verschieden verwendeten Pflanzenteilen?
Dann fragte ich mich, ob Cann ind-Fälle mit Cann sat. geheilt wurden oder umgekehrt und fand eine Antwort bei Vithoulkas (17). Er führt aus, daß nicht in allen Prüfungsberichten klar ist, welche Rohsubstanz genommen wurde, außerdem nahm Berridge schon 1870 in einem Fall von Cann. ind. absichtlich Cann sat mit vollständigem Heilungserfolg. Vithoulkas nimmt deshalb Symptome die nur von Cann. sat. stammen in seine Beschreibung von Cann ind. auf.

Liebe Homöopathen
Sensibilisierung für die Kriterien der Verläßlichkeit unsererArzneimittel sollen die wesendlichste Anregung dieser Ausführungen sein.
Resonanz, weitere Ideen und praktische Verfolgung sind meine Hoffnungen.
Äußerungen über das Thema nähren meinen Antrieb.

Literatur
1. der neue clarke bd.1-10, stefanovic verlag 1994
2. boericke, william: homöopathische mittel und ihre wirkungen, verlag grundlagen und praxis, leers
3. gallavardin, jules : psychismus und homöopathie, haug verlag 1987
4. voisin, henry: materia medica des homöopathischen praktikers, haug verlag 1969
5.madaus, gerhard, lehrbuch der biologischen heilmittel,3 bde, g. olms verlag, hildesheim, nachdruck 1979
6. römer, robert: acta homöopathica band xv heft 4 seite 153
7. complete 1.75 repertorium, kent-gesellschaft
8.kent, repertorium, keller-künzli, haug verlag 2. auflage 1971
9..ungern-sternberg, manfred v.: rhus und rheuma, acta homöopathica 1971/5 205, haug vlg
10. mezger, julius: gesichtete homöopathische arzneimittellehre,2 bde haug verlag 3. auflage 1964
11.masi elizalde/stefan preis:überarbeitung der lehre, materia medica und technik der homöopathie, silvia faust verlag höhr-grenzhausen
-schmidt, pierre: psorinum, vortrag xix homöop. nationalkongreß vom 23.-27.5.1960,paris, kh 1960/6/264
12.barthel, peter: das vermächtnis hahnemanns - die fünfzigtausenderpotenzen. ahz 235(1990)2
12.barthel, peter: das vermächtnis hahnemanns- aufstieg und fall der bryonia alba. ahz 237 (1992)4
12.barthel, peter: das vermächtnis hahnemans - die qualität der homöopathischen arznei. kh 37 (1993)3
13.barthel, peter: blick auf die quellen - qualität und dolsologie. kh39(1995)4
14. hahnemann, samuel: die chronischen krankheiten bd 1 vorwort
15 grinspoon/bakalar: marihuana, die verbotene medizin (zweitausendeins)(1995)
16.iilling, k.h.,: rhus toxicodendron, kh 1963/2/82
17.vithoulkas, georgos: materia medica viva bd 3 seite 241 cannabis (burgdorf verlag, göttingen 1995)
18.braun, artur: rhododendron, über verschiedene acetylandromedol-haltige alpenrosenarten ahz 1970/3

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